Wild Tales

Wild Tales

Mo, 19. — Sa, 24.10.2015 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino

Argentinien, Spanien 2014 Regie: Damian Szifron, Drehbuch: Damian Szifron, Kamera: Javier Julia, Schnitt: Pablo Barbieri Carrera, Damian Szifron, Musik: Gustavo Santaolalla, Darsteller: Dario Grandinetti, Julieta Zylberberg, Rita Cortese, Cesar Bordon, Leonardo Sbaraglia, Walter Donado, Ricardo Darin, Nancy Duplaa, Oscar Martinez, Maria Onetto, Erica Rivas, Diego Gentile; 122 Min. OmdUt

Trailer:


Inhalt:


© Thimfilm

Die sechs voneinander unabhängigen Episoden beschäftigen sich allesamt mit den Themen Rache und Vergeltung. Rache ist süß, heißt es, aber in der argentinischen Wutbürger-Eskalation ist Rache tödliches Elixier. Hier bedeutet Rache Flugzeugabsturz, Autoexplosion oder Tod durch Rattengift. Harmlose Überholmanöver auf der einsamen Landstraße steigern sich zu tödlichen Duellen, falsche Strafzettel können Berge der Wut versetzen, eine heimliche Affäre verwandelt ein Hochzeitsfest in eine Eifersuchtshölle. Der erfolgreichste argentinische Film der letzten Jahre braucht einen Vergleich mit amerikanischen Produktionen a la Tarantino oder Coen-Brüder wahrlich nicht zu scheuen. Wo bürokratische Systeme zulasten des Bürgers entgleisen, wo die korrupte Staatsmacht in den Dienst der ohnehin schon Privilegierten tritt, schlägt die Stunde jener, die sich das eben nicht mehr so einfach gefallen lassen…


Der Regisseur/Produktionsnotizen:


© Thimfilm

Damian Szifron (geboren am 9. Juli 1975 in der Provinz Buenos Aires) ist ein argentinischer Film – und Fernsehregisseur sowie Drehbuchautor. Durch den filmverrückten Vater kommt er schon sehr früh mit dem Medium Film in Berührung und lernt von diesem die Begeisterung dafür. Er besucht eine Filmhochschule, dreht zunächst Kurzfilme und versucht sich als Drehbuchschreiber. Er kreiert die populäre argentinische Fernsehserie Los Simuladores, deren Charakteren er Namen aus seiner eigenen Kindheit und Jugend gibt. Die Serie macht ihn in Argentinien zum bekannten Mann, es folgen seine ersten – durchaus erfolgreichen – eigenen Spielfilme. Nach einer weiteren Staffel der Erfolgsserie und einer neuen Serie für das Fernsehen mit dem Titel Hermanos y detectives ist der Zeitpunkt für seinen Durchbruch außerhalb Argentiniens gekommen: Der Episodenfilm Wild Tales schlägt zunächst in seiner Heimat viele Kassenrekorde, begeistert bei den Filmfestspielen in Cannes und wird, sozusagen als Höhepunkt, für den Oscar in der Kategorie für den besten fremdsprachigen Film nominiert.


Kritikerstimmen:


© Thimfilm

Es ist verführerisch, diese wilden Erzählungen hochzurechnen auf eine Bestandsaufnahme des heutigen Argentinien. Episodenfilme erwecken ja gern den Eindruck des Panoramablicks. Gewiss wird nicht jede Alltagsbegegnung dort gleich in Mord und Totschlag enden. Aber Damián Szifrón sammelt genug Indizien, damit der Zuschauer zum Urteil gelangt, diese Gesellschaft sei mächtig aus den Fugen geraten. Mit tiefschwarzen Pointen deutet die Inszenierung das gegenwärtige Argentinien als gespaltenes Land, in dem einige wenige Privilegierte dem großen Rest gegenüberstehen, Korruption und Willkür den Alltag bestimmen und ein aggressiver Umgang untereinander herrscht. Damit folgt der Regisseur einem argentinischen Kinotrend der letzten Jahre, parabelhaft von Missständen zu erzählen. Javier Julias Kamera schaut zuweilen mit anthropologischer Neugier auf dieses Welttheater der Niedertracht. Sie wählt dazu verstiegene Perspektiven, blickt aus dem Gepäckfach einer Flugzeugkabine, aus einer sich öffnenden Garagentür. In der Hochzeitsepisode entlarvt der Blick auf Spiegel eine Vielzahl von Lebenslügen.
(Gerhard Midding, epd Film)

Das ist intellektuelles Unterhaltungskino, das mit den Affekten spielt, denn es gibt in den „Wild Tales“ ja noch einen Faktor, mit dem Szifrón besonders virtuos spielt: das Erregungspotential des Publikums, das er immer wieder an den Punkt führt, an dem nicht mehr klar ist, ob man nun besser lachen oder weinen oder laut schreien soll. Oder doch den Feuerlöscher holen und die eine oder andere Figur aus dem Bild pusten? Bewahre uns das Kino vor unseren wilden Phantasien! ……es handelt sich um Geschichten, wie man sie sich im Aufzug erzählen könnte, beim Warten auf die U-Bahn, abends beim Essen, wenn der Tag gelaufen ist und man sich in Sicherheit wiegen kann und wenn man sich wohlig mit dem Gedanken beschäftigt, was alles schiefgehen kann im zivilisierten Zusammenleben. Die „wilden Erzählungen“ ziehen den Gehalt moralischer Fabeln ins Absurde, indem sie an dem Punkt, an dem wir eine Lehre ziehen könnten, nicht haltmachen, sondern noch ein bisschen weiter gehen.
(Bert Rebhandl, FAZ)


Auszeichnungen:


© Thimfilm

Oscar 2014 : Nominierung als bester fremdsprachiger Film
Biarritz 2014 : Publikumspreis, Beste Darstellerin Erica Rivas
San Sebastian 2014 : Publikumspreis
Cannes 2014 : Nominierung Goldene Palme

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