Mo, 17. — Sa, 22.10.2016 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino Österreich, 2015; Regie und Drehbuch: Stephan Richter, Kamera: Enzo Brandner, Schnitt: Andreas Wodraschke, Julia Drack, Kostüm: Julia Buttinger, Ausstattung: Julia Oberndorfinger und Christine Dosch, Musik: Maja Osojnik und Matija Schellander, Produzenten: Arash T. Riahi und Karin C. Berger, Darsteller: Jack Hofer, Simon Morze, Christopher Schärf, Markus Schleinzer, Andreas Lust, Rainer Wöss, Birgit Linauer, 87 Min.Einer von uns
www.einervonuns.at
Inhalt:
Eine Kleinstadt in Österreich. Das Gelände eines riesigen Supermarktes ist der einzige Ort, an dem sich der 14-jährige Julian mit seinen Freunden treffen kann. Die erste Liebe, neue Kumpels, die Scheinwelt des Konsums, die täglich wiederkehrende Ereignislosigkeit, der Wunsch, der Langeweile zu entfliehen und der Traum, ein richtiges Abenteuer zu erleben: Eines Nachts bricht Julian gemeinsam mit Marko in den Supermarkt ein. Was als kurzer Moment der Rebellion beginnt, endet für die Burschen tragisch zwischen den bunten Ladenregalen.
Hintergrund: Im August 2009 erschoss ein Polizist einen 14-jährigen Teenager bei einem nächtlichen Einbruch in einen Supermarkt in Krems. Siehe dazu: Kommentar von Hans Rauscher. Der Krone-Kolumnist Michael Jeannee löste mit seiner menschenverachtenden Behauptung: ‚Wer alt genug ist zum Einbrechen, ist auch alt genug zum Sterben‘ eine wochenlang andauernde Debatte über diesen tragischen und sinnlosen Tod eines jungen Menschen aus.
Der Regisseur:
Stephan Richter wurde 1980 in Dresden geboren. Seit dem Studienabschluss an der Universität für angewandte Kunst Wien im Jahr 2007 etablierte sich Stephan Richter vorwiegend als Medienkünstler und Regisseur für Experimentalfilme und Musikvideos. Im Jahr 2011 bekam Stephan Richter das BMUKK-Startstipendium für Filmkunst und begann mit der Konzeption des Spielfilmprojekts EINER VON UNS. Dabei lernte er Arash T. Riahi kennen, der das Projekt als Dramaturg betreute und gemeinsam mit Karin C. Berger produzierte. 2012 bekam Stephan Richter eine weitere Drehbuchförderung des BMUKK und nahm im Juni am SOURCES2 Script Development Workshop im “Filmcamp Norway” teil. 2013 wurde das Projekt EINER VON UNS außerdem für den EKRAN Regieworkshop in Warschau (Wajda Film School) ausgewählt.
Stephan Richter zum Film:
Anmerkung des Regisseurs: Prinzipiell habe ich fast vier Jahre an der Geschichte gearbeitet und habe damals begonnen, weil mich die bildliche Vorstellung eines toten Jungen in einem Supermarkt nicht loslassen wollte. Ein 14-jähriger Junge stirbt nachts in der bunten Warenwelt eines Supermarkts. Dieses verstörende Bild sollte mich noch lange beschäftigen, als ich 2009 eine Tageszeitung aufschlug und von einer Geschichte erfuhr, die in Österreich wochenlang kontrovers diskutiert wurde. Der bin ich gefolgt und letztendlich habe ich erkannt, dass das, was Florian P. getan hat, nicht so weit weg ist von dem, was ich in dem Alter so getrieben habe. Man ist in einem gewissen Alter leider anfällig für Mutproben, kriminelle Energien und Abenteuer. Ich muss auf solche Ideen nicht stolz sein, aber in diesem speziellen Fall wurden sie völlig überbewertet.
Aus: http://www.kinomachtschule.at/data/einervonuns.pdf
Kritikerstimmen:
Dieses Ereignis nimmt Stephan Richter zum Vorbild und zeichnet mit ruhigen Bildern einen dichten, intensiven Film über die Betonwüste der Vorstadt. Er zeigt die Trostlosigkeit und Eintönigkeit, eine Welt, in der die Tage und Jahre an einem vorbeiziehen, ohne dass etwas passiert und ohne Aussicht auf Entkommen. Das Einzige, das Freiheit verheißt, ist der Konsum. In sterilen Gängen stehen perfekt geordnete, bunte Artikel, die den Kontrast zum grauen Leben vor der gläsernen Schiebetür darstellen. Doch hinter den Regalen stecken nur leere Versprechungen.
(RAY Filmmagazin, Angela Sirch)
Es sind vor allem das Spiel der talentierten jungen Darsteller und die unaufgeregte, analytische Erzählweise, die diesen Film so unter die Haut gehen lassen.
(RAY, Sirch)
Regisseur und Drehbuchautor Stephan Richter scheut wohlfeile Erklärungsversuche, sondern konzentriert sich ganz auf die triste Location, seine jungen Darsteller und vertraut im Übrigen auf die Empathie des Publikums.
(FALTER, Michael Omasta)
Richter zeigt eindrucksvoll die Perspektivlosigkeit von Menschen, die sich tagtäglich in einem Niemandsland zwischen prall gefüllten Supermarkt-Regalen und der trostlosen Leere drumherum wieder finden.
(aus der Begründung der Jury des Max-Ophüls-Preises anlässlich der Zuerkennung des Hauptpreises, Saarbrücken 2015)
Auszeichnungen:
Max Ophüls Preis 2016: Bester Spielfilm
Österreichischer Filmpreis 2016: Beste männliche Nebenrolle Christopher Schärf
Diagonale 2016: Beste innovative Produktionsleistung
Filmografie:
Experimentelle Kurzfilme: OUT OF BOUNDS (2007), COMEBACK (2010), BETTER DEAD THAN READ (2011), THE RIDE (2012)
Musikvideos: FASHION (2009, für die Band Ginga), KIM KWANG SEOK (2010, für die Orsons), BOB (2011, für Willi Landl), TRÄGT DIE WOGE DEIN BOOT (2012, für den Avantagrde-Musiker Rummelsnuff)
Spielfilmdebüt: EINER VON UNS (2015)