Victoria

Victoria

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Mo, 12. — Sa, 17.12.2016 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino

D 2015; Regie: Sebastian Schipper, Drehbuch: Sebastian Schipper, Olivia Neergaard-Holm, Eike Frederik Schulz, K: Sturla Brandth Grovlen, S: Olivia Neergaard, M: Nils Frahm, Darsteller: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André M. Hennicke, 140 Minuten

Trailer:


Inhalt:


© Polyfilm

Nach einer durchtanzten Nacht lernt die Spanierin Victoria vor einem Club in Berlin vier angeheiterte Freunde kennen, die versprechen, ihr das wahre Gesicht der Stadt zu zeigen. Zuerst zögernd, dann aber neugierig geworden, schließt sie sich der Gruppe an, ohne zu ahnen, dass diese Nacht ihr Leben für immer verändern wird. Sonne, Blinker, Boxer und Fuß, wie sich die vier Freunde nennen, führen Victoria beispielsweise auf das Dach eines Hauses mit tollem Blick auf das nächtliche Berlin. Die Unbeschwertheit der Männer erlebt die Spanierin, die in einem Café arbeitet, als befreiend. Doch Boxer hat eine kriminelle Vergangenheit, die ihn einholt und die Ausgelassenheit der Gruppe schnell zum Verschwinden bringt…


Hintergrund:


© Polyfilm

Der Film wurde in einer einzigen Plansequenz gedreht. Um die ungewöhnliche Drehweise realisieren zu können, musste die Vorgehensweise der Produktion angepasst werden. So besteht das Drehbuch für den über zwei Stunden langen Film lediglich aus zwölf Seiten. Dies hatte zur Folge, dass die Dialoge des Films von den Hauptdarstellern improvisiert und somit spontan während des Drehs angepasst werden konnten, beispielsweise wenn bestimmte Vorgänge länger oder kürzer dauerten als geplant. Es wurden insgesamt drei vollständige Versionen des Films gedreht. Die letzte dieser Fassungen wurde schließlich komplett im Spielfilm verwendet und dabei nicht geschnitten. Die relativ geringe Drehzeit wurde durch eine umso intensivere Zeit zum Proben ausgeglichen Gedreht wurde die finale Fassung am 27. April 2014 zwischen 4:30 und 7:00 Uhr in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Mitte. Schipper standen sechs Regieassistenten und drei komplette Teams für den Ton zur Verfügung. Es kamen 150 Statisten zum Einsatz.


Der Regisseur Sebastian Schipper:


© Polyfilm

Nach dem Schauspielstudium an der Münchner Otto-Falckenberg-Schule (1992–1995) übernahm er neben seinem Engagement an den Münchner Kammerspielen kleinere Filmrollen. Sein erster Film, bei dem er Regie führte, Absolute Giganten (1999), wurde mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet. Sein zweiter Film Ein Freund von mir mit Jürgen Vogel, Daniel Brühl und Sabine Timoteo kam 2006 in die Kinos. Der Film Mitte Ende August (2009) spielt in einem Sommerhaus zwischen Berlin und Hamburg. Mit seinem Spielfilm Victoria, der in einer Plansequenz gedrehten Geschichte eines Bankraubs, nahm er am Hauptwettbewerb der Berlinale 2015 teil. Sein Kameramann Sturla Brandth Grøvlen gewann einen Silbernen Bären; er selber erhielt den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater. Schipper wurde beim Deutschen Filmpreis 2015, bei dem Victoria fünf weitere Preise erhielt, auch als bester Regisseur ausgezeichnet.

Sebastian Schipper zum Film:

Die Zeit: „Wie haben Sie den Dreh ohne sichtbare Pannen überstanden? Was haben Sie mit den Ampelphasen gemacht?“

Schipper: „Diese scheiß Ampeln haben mich tatsächlich wahnsinnig gemacht. Ich wusste, dass die Vier auf der Flucht nur 50 km/h fahren durften und auf alle Fälle an jeder roten Ampel anhalten mussten, sonst wäre es auffällig geworden – und es waren einige Ampeln rot. Wir haben dafür Dialoge und Szenen vorbereitet. Manipulieren durften wir die Ampeln nicht. Die Behörden haben gesagt: Dann drehen Sie das doch in einem anderen Viertel. Das ging natürlich nicht. Wir hatten hier ja extra einen Club gebaut!“

„Mir haben Leute gesagt, das „Victoria“ unrealistisch sei, schließlich könne sie nicht in einem Berliner Café arbeiten, wenn sie nicht Deutsch spricht. Da musste ich doch sehr lachen, die haben eindeutig noch nicht versucht, in Neukölln eine Tasse Kaffee auf Deutsch zu bestellen. Allgemein nervt mich aber die Diskussion darüber, wie cool Berlin wirklich ist. Dazu will ich erst gar nicht eine Haltung entwickeln. Ich mag einfach an der Stadt, dass sie so vielen jungen Leuten Unterschlupf bietet. Unsere Welt meint es nämlich oft nicht besonders gut mit denen, die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa ist zum Beispiel katastrophal.“


Kritikerstimmen:


© Polyfilm

„Ein irrsinniges Experiment, ein fantastischer Film, […] der das deutsche Kino nachhaltig durchrütteln wird. […] Man sitzt und schaut und ist völlig überwältigt von dem, was man da sieht. Und schon bald auch von dem, was man nicht sieht, weil man sich vorstellt, wie das alles entstanden sein muss. Es ist, als würde endlich ein großer Hunger gestillt. […] In diesem letzten Versuch [nach zwei zu perfekten Generalproben] zündete dann der Funke. Es entstand ein filmisches Feuerwerk. Und wenn man denn so will, ist Sturla Brandth Grøvlen der Pyrotechniker. […] Der Film war – so realistisch muss man sein – eigentlich nicht machbar. Hirnrissig eben. Er wurde absolut gigantisch.“
(Wenke Husmann, Die Zeit)


Auszeichnungen:


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Berlinale 2015:
Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung: Sturla Brandth Grøvlen für die Kamera

Deutscher Filmpreis 2015:
Filmpreis in Gold für den Besten abendfüllenden Spielfilm
Beste Regie
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle
Beste Kamera
Beste Filmmusik


Filmografie:


© Polyfilm

1999 : ABSOLUTE GIGANTEN
2006 : EIN FREUND VON MIR
2009 : MITTE ENDE AUGUST
2015 : VICTORIA

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