Mo, 21. — Fr, 25.10.2013 | 17:30 Uhr | City-Kino F 2012, Regie: Francois Ozon, Drehbuch: Francois Ozon, nach dem Roman „Der Junge aus der letzten Reihe“ von Juan Mayorga, K: Jérôme Mayorga, S: Laure Gardette, M: Philippe Rombi, Darsteller: Fabrice Luchini, Ernst Umhauer, Emmanuelle Seigner, Kristin Scott Thomas, Jean Francois Balmer, 105 Minuten, OmdUtDans la Maison — In ihrem Haus
Inhalt:
Monsieur Germain ist frustriert. Der neue Schülerjahrgang ist noch schlechter als alle zuvor, was er nicht für möglich gehalten hätte. Darüber beklagt er sich bei seiner Frau Jeanne, während er am Küchentisch die letzten Hausarbeiten korrigiert. Germain liebt Literatur über alles, während seine Frau eine Galerie für moderne Kunst leitet.
Da weckt ein Aufsatz sein Interesse, er liest ihn seiner Frau laut vor. Während die anderen Schülerarbeiten nur von Fastfood und Fernsehshows handeln, schildert Claude auf sprachlich geschickte Weise, wie er sich in das Haus seines Mitschülers Rapha einschleicht unter dem Vorwand, ihm bei den Mathe-Aufgaben zu helfen. Germains Neugierde ist geweckt, aber auch seine Frau brennt darauf, mehr über diese Familie zu erfahren, die so ganz anders lebt als sie selbst und ihr Mann.
Germain beginnt seinen literaturbegabten Schüler zu unterrichten, ihm zu erklären, wie eine Geschichte aufgebaut ist, was ein Spannungsbogen ist. Claude lässt sich anspornen, doch in ihrem Eifer lösen Lehrer und Schüler eine Kette unkontrollierbarer Ereignisse aus…
Kritikerstimmen:
„Die filmische Wirklichkeit oder das, was man für diese hält, entgleitet immer mehr, bis das Knäuel aus Realität und Imagination schlichtweg nicht mehr zu entwirren ist, was das Vergnügen aber erst richtig ausmacht. Der Film ist eine Reflexion über das Geschichtenerzählen und Filmemachen überhaupt, über die Manipulation, die mit jeder Form von Erzählung zwangsläufig verbunden ist.“ (Esther Buss, Filmdienst)
„In ihrem Haus ist erzählerisch eine ziemlich durchtriebene Angelegenheit. Mal an der Oberfläche harmlos und nett, dann plötzlich grotesk und böse.“ (Birgit Glombitza, epd-film)
„Ein Erlebnis. Du willst einen Film sehen, setzt dich in die Vorführung und merkst: Es ist eine Verführung. Und zwar eine, die mit offenen Karten vor sich geht: Sieh mal, sagt der Regisseur Francois Ozon mit seinem neuen Film, ich zeige dir beispielhaft, wie das geht, verführen. Und dann macht er das, kommentiert es auch noch fortlaufend, und du gehst ihm dennoch auf den Leim. In ihrem Haus ist auch ein Experiment, ein Test: einer, der die Kraft des Kinos, die Macht der Erzählung und des Erzählenden, erprobt.“ (Maximilian Probst, Die Zeit)
Francois Ozon über seinen Film:
„Ich war sofort begeistert von der Schüler-Lehrer-Beziehung, als ich das Stück von Juan Mayorga gelesen habe. Wir fühlen uns mit beiden verbunden, dem Lehrer und dem Schüler. Normalerweise lernen Schüler von ihren Lehrern, aber hier vollzieht sich das Lernen in beide Richtungen. Die Beziehung von Germain und Claude repräsentiert die Quintessenz der Partnerschaft in jedem kreativen Unterfangen: der Herausgeber und der Schreiber, der Produzent und der Regisseur.“
Der Regisseur Francois Ozon:
geb.1967 in Paris, Filmhochschule. Für Furore sorgte er erstmals auf der Berlinale 2000, wo seine Adaption eines nie aufgeführten Fassbinder-Stücks gezeigt wurde: TROPFEN AUF HEISSE STEINE.
Mit jedem neuen Film überrascht Ozon seine Zuschauer – nie darf man sicher sein, was einen erwartet. Jeder seiner Filme trägt eine eigene Handschrift. Einige Topoi allerdings kommen fast immer vor, wie die humorvolle Auseinandersetzung mit dem Umgang mit dem Tod oder das Spiel mit Realität und Fiktion.
Filmografie:
1998 Sitcom
2000 Tropfen auf heiße Steine
2001 Unter dem Sand
2002 8 Frauen
2003 Swimming Pool
2004 5×2
2005 Die Zeit, die bleibt
2007 Angel
2008 Ricky
2009 Rückkehr ans Meer
2010 Das Schmuckstück
2012 In ihrem Haus