In den Gängen

In den Gängen

Mo, 09. — Sa, 14.12.2019 | 17:30 Uhr bzw. Sa 15:00 Uhr | City-Kino

D 2015, Regie: Thomas Stuber, Drehbuch: Thomas Stuber, Clemens Meyer nach dessen gleichnamiger Kurzgeschichte, K: Peter Matjasko M: Timber Timbre, Son Lux, Johann Sebastian Bach, Johann Strauß, S: Kaya Inan, Darsteller: Franz Rogowski, Sandra Hüller, Peter Kurth, Andreas Leupold, 125 Minuten, OdV

Trailer:


Inhalt:


Nachdem Christian den Job auf dem Bau verloren hat, fängt er in einem Großmarkt bei der Warenverräumung an. Christian taucht in eine fremde Welt ein: die endlosen Gänge, randvoll mit Konsumware, die Gabelstapler, die Ameisen. Bruno, von den Getränken, weist den schweigsamen Christian ein, unterrichtet ihn im Staplerfahren, wird ein väterlicher Freund.
In den Gängen trifft Christian auf die Kollegin „Süßwaren-Marion“. Sie gefällt ihm. Der Kaffeeautomat wird ihr regelmäßiger Treffpunkt. Vorsichtig kommen sie sich näher. Bald ist Christian anerkanntes Mitglied der Großmarktfamilie, besteht mit Ach und Krach die Staplerprüfung. Er hat sich längst in die geheimnisvolle Marion verliebt, schenkt ihr ein Yes-Törtchen zum Geburtstag, und der ganze Großmarkt fiebert mit. Aber sie bleiben vorsichtig, denn Marion ist verheiratet. Beim Weihnachtsfest auf der Laderampe, kommen sie sich so nah, wie nie zuvor. Dann ist Weihnachten, sie fährt nach Hause, zu ihrem Mann. Im neuen Jahr ist nichts mehr wie vorher, Marion will keinen Kaffee mehr trinken, weist Christian ab. Dann kommt Marion nicht mehr zum Dienst…


Der Regisseur:


Thomas Stuber wurde 1981 in Leipzig geboren, wo er auch aufwuchs. Er legte sein Abitur ab und absolvierte seinen Zivildienst. Nach einigen Praktika in der Filmbranche war er ab 2002 in verschiedenen deutschen Produktionen als Script/Continuity tätig.
Ab 2004 studierte er an der Filmakademie Baden-Württemberg, 2011 schloss er das Studium mit dem Diplom in Medien/Szenische Regie ab. Sein Abschlussfilm, der Schwarzweiß-Kurzfilm Von Hunden und Pferden, wurde für den First Steps Award nominiert, gewann den Deutschen Kurzfilmpreis und den Studentenoscar für den besten fremdsprachigen Kurzfilm in Silber. Das Drehbuch des Filmes basierte auf einer Kurzgeschichte von Clemens Meyer. Mit diesem schrieb er daraufhin die Drehbücher der Filme Herbert und In den Gängen.
Herbert, Stubers erster abendfüllender Spielfilm, wurde 2014 in Leipzig aufgenommen. Die Charakter- und Milieustudie handelt von einem ehemaligen Boxer, der an ALS erkrankt
Stuber arbeitet auch fürs Fernsehen.

Thomas Stuber über den Film:

Den Wunsch Clemens Meyers Kurzgeschichte IN DEN GÄNGEN zu verfilmen, hatte ich sofort, als ich das erste Mal seinen Erzählband DIE NACHT, DIE LICHTER aufschlug. Die Geschichte eines einsamen jungen Mannes, der in die Atmosphäre der nächtlichen Gänge eines Großmarkts eintaucht, ließ mich nicht mehr los. Das Rauschen der nahen Autobahn auf der Laderampe, eine heimliche Fünfzehn im Dienst, der Kaffeeautomat, der Chef der Nacht, der jedem bei Arbeitsende die Hand gibt. Meyers Geschichte hat eine solche Tiefe und Tragik, und kommt doch dabei mit so wenig aus. Vieles bleibt unausgesprochen, wird nicht bis zum Ende erzählt. Der Leser, und jetzt im Film der Zuschauer, muss die Teile zusammensetzen. Liebe und Tod im Großmarkt. Die Süßwaren-Marion, Bruno, Rudi, Irina, der Paletten-Klaus, sie alle wachsen über sich hinaus. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass hier eine Gemeinschaft, Wärme und das kleine bisschen Glück nur in den Gängen des Großmarkts möglich sind.

(Presseheft-Polyfilm)


Kritikerstimmen:


„Der Film „In den Gängen“ ist größtenteils in Räumen angesiedelt, die man in Lebensmittelgeschäften gar nicht mehr wahrnimmt. Genauso wie man inzwischen zum Ausblenden der Gesichter von Kassakräften und Regaleinräumern neigt.“
(Martin Thomsen, Die Presse)

„Genau genommen könnten die Menschen in „In den Gängen“ überall in Deutschland arbeiten. Für das System, das sie auf ihren Gabelstaplern am Leben halten, sind sie austauschbar. Einziges Überbleibsel aus alten DDR-Tagen ist dieses ganz bestimmte Verständnis von Kollegialität. Man hilft und achtet sich und wahrt trotzdem immer genug Abstand. Nach Schichtende gibt man sich die Hand, und jeder fährt vom fast leeren Parkplatz aus in sein eigenes einsames Leben. Die Art, wie Thomas Stuber die trostlosen Kulissen dieses Lebens zu einem Ort versteckter Schönheit überhöht, zeigt aber, dass es ihm weniger um Soziologisches geht als um die Wiederentdeckung von Liebe, Träumen und Hoffnungen.“
(Annett Scheffel, Süddeutsche Zeitung)

„Stubers In den Gängen ist ein Film über Menschen, über die normalerweise keine Filme gemacht werden. Nicht mehr. Früher in der DDR hätte man sie noch „die Werktätigen“ genannt, und es klang Anerkennung darin; heute ist ein Lagerarbeiter nur jemand, der es nicht geschafft hat, der irgendeine Kurve in seinem Leben nicht bekommen hat.“
(Kerstin Decker, Der Tagesspiegel)