Gagarine
FRA 2020; Regie: Fanny Liatard, Jeremy Trouilh; Drehbuch: Benjamin Charlit, Fanny Liatard, Jeremy Trouilh, Kamera: Victor Seguin; Musik: Amin Bouhafa, Evgueni und Sasha Galperine; Schnitt: Daniel Darmon; Darsteller: Alseni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven, Finnegan Oldfield; Länge: 97 Min. OmdUT
Trailer
Inhalt
Sein gesamtes Leben hat Yuri in der Cite Gagarine verbracht, einem Hochhauskomplex aus den 1960-er Jahren in einem Randbezirk von Paris. Wie der berühmte Namensgeber der Sozialbau-Siedlung träumt Yuri von einer Karriere als Raumfahrer, er möchte eines Tages der Tristesse entfliehen und ins All abheben. Als Pläne bekannt werden, dass die Siedlung abgerissen werden soll, schließt er sich dem Widerstand an. Gemeinsam mit Freunden und Gleichgesinnten macht er sich daran, den Fortbestand des Viertels zu sichern – und verwandelt seine Wohnung in eine Raumstation.
Kritiken
Selten ist ein realer Ort so großartig zum filmischen Raum gemacht worden wie der in Gagarine. Das Regieduo Fanny Liatard und Jeremy Trouilh entwickelt ihr Langspielflmdebüt auf Basis des gleichnamigen Kurzfilms, der als ethnografisches Projekt rund um den Abriss der Siedlung entstand. Wir befinden uns in der sozial prekären und ethnisch diversen Banlieue, die Nicolas Sarkozy einst mit dem Kärcher reinigen wollte.
(Marian Wilhelm, Der STANDARD, Februar 2023)
Der Film besticht mit wunderschönen Weitwinkelaufnahmen des riesigen Gebäudes, das den Eindruck einer Festung erweckt, die völlig ungerührt von der Zeit die moderne Welt nicht hineinlässt.
(Eric Kohn, IndieWire, 26.Juni 2020)
Die Regisseur:innen
Das Regieduo Fanny Liatard und Jeremy Trouilh -die beiden hatten sich während des Studiums der Politikwissenschaften kennengelernt – wurde bereits ab dem Jahr 2015 im Rahmen eines Sozialprojekts beauftragt, die Absiedelung und Räumung des Gagarine-Viertels filmisch zu begleiten. Es entstand zunächst ein 16-minütiger Kurzfilm, schlussendlich dann der vorliegende Spielfilm.
Dazu ein Ausschnitt aus einem Interview mit Jeremy Trouilh:
‚Fanny und ich sind enge Freunde, wir haben Politik-Wissenschaften studiert – zum damaligen Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir jemals Filme machen würden – aber nach einigen Jahren, in denen wir uns mit Stadtplanung und mit Reisen zB. nach Südamerika befasst hatten, kamen wir nach Paris und wollten Filme machen. Fanny hatte einen scriptwriting-workshop gemacht und ich einen über das Machen von Dokumentarfilmen. 2015 fragten uns befreundete Architekten, ob wir uns nicht mit der Cite Gagarine im Süden von Paris befassen wollten […] Von Anfang an wussten wir, dass wir den Film mit den Bewohnern machen mussten.‘
Interview von Sonie Shechat Epstein mit Jeremy Trouilh, 4.April 2022